Erfahrungsbericht von Greta und Clara (2015/2016)

Der Abschied war sehr traurig

Die Coesfelderin Greta Lüking machte einen einjährigen Freiwilligendienst im afrikanischen Uganda

von A. Velken (www.streiflichter.com)
Morgendliches Aufwachen vom Lärm der Kinder, chaotische Unterrichts-stunden in der Middle Class, Wäsche waschen, Spielenachmittage, Baden, Backen, Kochen oder „Ins-Bett-bring-Aktionen“ – all das ist für Greta Lüking zum Alltag geworden. Ein Alltag, den die 19-Jährige nun schweren Herzens hinter sich lassen musste:
Ein Jahr lang leistete die Coesfelderin einen Freiwilligendienst im afrikanischen Uganda und unterrichtete dort an der Ewaldi Community School im Distrikt Nakaseke – etwa zwei Stunden von der Hauptstadt Kampala entfernt – die Schüler in den Fächern Mathe, Malen und Zeichnen oder „Writing“. Nun kehrte sie nach Deutschland zurück – mit vielen Briefen, Geschenken und noch mehr schönen Erinnerungen im Gepäck.
„Der Abschied war sehr traurig. Die Schule ist nach diesem Jahr wirklich unser Zuhause geworden und es war schon komisch, schließlich die Sachen zu packen und das alles hinter sich zu lassen. Die Kinder sind mir in der Zeit sehr ans Herz gewachsen“, erinnert sich Greta.
„Zwei Tage vor unserem Abflug gab es noch eine Abschiedsparty mit einem großen Festmahl und einer Disco. Manche Kinder haben gar nicht mehr aufgehört zu weinen!“, erzählt die Coesfelderin weiter.
Vor fast genau einem Jahr machte sich Greta Lüking gemeinsam mit ihrer Mitfreiwilligen Clara Schüppler aus Rinkerode auf in das rund 6200 km Luftlinie entfernte Uganda, um dort als „Volunteer“, entsendet vom Bistum Münster, an der Ewaldi Community School im Distrikt Nakaseke in Uganda zu leben und arbeiten. Entstanden ist das Projekt, das sich hauptsächlich über Spenden und Patenschaften finanziert, durch die Freundschaft des Bocholter Pastoralreferenten Andre Bösing und dem Ugander Stephen Sango. Rund 300 Kinder besuchen die Schule zur Zeit, etwa 130 davon leben im Internat. „Der Unterricht dort ist komplett auf Englisch, das war am Anfang gar nicht so leicht. Die Kinder waren sehr schwer zu verstehen und manchmal wurde an die Wörter zum Beispiel einfach ein „I“ rangehängt“, erzählt Greta. „Mittlerweile habe ich selbst auch einen ugandischen Akzent im Englischen, das ist ganz lustig.“
Auch Luganda – die Sprache, die die meisten Kinder an der Ewaldi Community School sprechen – lernte Greta, vor allem um sich mit den Kleinsten in der sogenannten „Baby Class“ zu verständigen. „Wir haben erstmal einfache Sätze wie Begrüßungen gelernt, damit wir uns gut verständigen konnten. Das finden die Kinder schon ganz cool, wenn man mit ihnen auf Luganda reden kann“, berichtet Greta, die im Oktober ihr Studium der Germanistik und Geschichte in Münster beginnen wird.
Doch nicht nur der Unterricht in Baby, Middle und Top Class gehörte zu den Aufgaben der Freiwilligen: Am Nachmittag stand freies Spielen mit den Kindern auf dem Programm. „Da wurde dann mit Bauklötzchen gespielt, mit den Kindern die Wäsche gewaschen oder draußen auf der Wiese gebadet“, berichtet Greta. „Für die Jüngeren war das natürlich schwierig – nachmittags waren wir eine Freundin und morgens dann die strenge Lehrerin. Naja, also wirklich streng war ich allerdings nie“, lacht Greta.
Auch an die vielen Backnachmittage mit den Kindern der sechsten Klasse, bei denen Brötchen oder zum Abschluss sogar Muffins gebacken wurden, erinnert die 19-Jährige sich gern zurück. „Ein Mal haben wir Pizza gebacken und dann gemeinsam König der Löwen geguckt. Dabei sind gleich vier Kinder auf meinem Bein eingeschlafen!“ In den langen Ferien von Dezember bis Februar standen außerdem Reisen nach Tansania, Sansibar oder Ruanda gemeinsam mit anderen Freiwilligen auf dem Programm.
„In den Osterferien hat mich meine Familie besucht und wir haben gemeinsam mit den Kindern Ostern gefeiert und sogar Ostereier versteckt. Es war toll, dass meine Familie meinen Alltag dort kennengelernt hat!“, erinnert sich Greta. Und auch wenn Greta seit ihrer Ankunft in Deutschland noch ständig an die Zeit in Uganda zurückdenkt, gibt es einige Dinge auf die sie sich bereits jetzt freut: „Ich freue mich vor allem auf Käsebrötchen und Käse generell. Außerdem habe ich es vermisst, Fahrrad zu fahren. Auf mein Studium freue ich mich auch schon und natürlich darauf, die anderen Freiwilligen bald wieder zu sehen!“
Der Ewaldi Community School bleibt Greta weiterhin verbunden: Sie hat eine Patenschaft für die 9-jährige Helen übernommen.