Bericht der Reisegruppe 2018

Es geht los. Die Koffer sind gepackt, die letzten Materialien werden darin noch schnell verteilt und verstaut, da lädt Pfr. Hans Hasken in die Kirche zum Reisesegen.

Dass wir Segen nötig haben, das deuten schon die zahlreichen und auch kostenträchtigen Impfungen an, aber dass auch wir ein Segen sein wollen für die Kinder und Lehrer an der Ewaldi Community School in Uganda, das haben wir in den vielen Monaten der Vorbereitung ganz tief verinnerlicht und das verbindet uns in der Teilnehmergruppe. Von 20 bis Mitte 70 sind alle Altersstufen bei uns vertreten.
Die Reise verläuft unproblematisch und relativ zügig. Ca. 9 Stunden sind wir von Amsterdam über Kairo bis Entebbe unterwegs.
Es ist noch dunkel in Entebbe und es regnet. Aber Steven, Annet und William sind da, begrüßen uns herzlich, wie alte Freunde. Unser Bus wartet auf uns und der Pritschenwagen für die Koffer steht bereit. Im strömenden Regen werden die Koffer aufgeladen und eine Regenplane darüber gespannt.
Wir fahren los, ca. 1 ½ Stunde bis zu unserer Unterkunft. Unterwegs wird es langsam hell und wir kriegen erste Eindrücke: kleine, einfache Hütten tauchen auf. Vor vielen stehen Holzgestelle mit Früchten und Gemüse zum Verkauf. Immer sind dabei zu sehen: Frauen, die kochen oder waschen, Männer sitzen am Haus, zahlreiche Kinder winken uns freudig zu. Das Land ist überraschend grün. Die kleinen Orte, durch die uns unsere gut befestigte Sandstraße führt, beeindrucken durch die vielen Frauen und Männer, die sich an den Straßenrändern bewegen. Einfache Verkaufsläden und Stände mit Gebrauchsartikeln, Lebensmittel, Kleidung, auch geschlachtete Kuh-, Ziegen- und Schweinehälften hängen draußen zum Verkauf. Auffallend ist immer wieder der Müll, der herumliegt oder in kleinen Feuern am Straßenrand verbrannt wird.
Bei einem Busstopp, jetzt, aber auch an den folgenden Tagen, z.B. um immer wieder mal den Bestand der Wasserflaschen aufzufüllen, sind wir gleich umringt von Frauen und Männern, die ihre Bananen, Rolex (gebratene Pfannkuchen mit eingerollten gebratenen Eiern und Tomaten), aber auch gegrillte Fleischspieße anbieten.
Wir erreichen unsere weitläufige Hotelanlage mit vielen runden Hütten, die je 4 Doppelzimmer mit Dusche/WC haben. Das heißt aber nicht, dass, so verlässlich wie bei uns, auch Wasser fließt. Wir gewöhnen uns langsam an afrikanische Verhältnisse und an das afrikanische Zeitverständnis. Hektik, wie wir sie gewohnt sein mögen, kommt dort nicht auf, aber einige von uns brauchen da etwas mehr Zeit, um afrikanisch gelassen und zuversichtlich zu denken.
Nach dem Bezug unserer Loggias fährt uns Kassiri mit seinem Bus zur Moschee nach Kampala. Wir nutzen diesen ersten Tag, um uns zu akklimatisieren und vertraut zu werden mit diesen so neuen und bewegenden Eindrücken, vor allem der Einfachheit, den vermüllten Dörfern, den oft farbig und schick angezogenen Frauen und dem fröhlichen Winken zu uns herüber.

Vorm Besuch der Moschee müssen sich unsere Frauen in einer kleinen Hütte mit bunten Tüchern umwickeln, so dass nur ihre Schuhe und ihre Gesichter zu sehen sind. Für einige von uns ist es der erste Besuch einer Moschee, und sie sind entsprechend beeindruckt. Wir bekommen eine informative Führung und dürfen anschließend auf das Minarett steigen, wo uns ein grandioser Blick auf Kampala geschenkt wird.
Zu Fuß gehen wir jetzt zu einem Restaurant, um uns auch körperlich zu stärken. Ein kleiner afrikanischer Junge in zerlumpter Kleidung begleitet uns. Er hält in der Hand eine Colaflasche, darin kleine Plastiktütchen, gefüllt mit grau/grünem Pulver. Er sagt, dass er Hunger hat. Irgendwie werden wir ihn los, da wir selbst noch kein Essen haben und auch noch keine Ugandaschillinge wechseln konnten. Warum erzähle ich das? Nach unserer Mahlzeit im Restaurant bleibt auf unseren Tischen so viel übrig, dass ich beschämt an diesen hungernden Jungen denke. Diese und ähnliche Situationen lassen sich nicht so einfach wegstecken. Afrika bewegt!
Am nächsten Tag ist es dann soweit. Wir fahren zum Ewaldi-Schulprojekt. Ca. 1 ¼ Std. sind wir pro Strecke unterwegs. Löchrige Dorfstraßen, harte Sandpisten und immer wieder abbremsen vor Antigeschwindigkeitsschwellern. Aber Landschaften und die Siedlungen am Straßenrand wecken immer wieder unsere Neugierde, unser Interesse und unsere Fragen nach der unterschiedlichen Verteilung der Güter dieser Erde und der menschlichen Startbedingungen ins Leben.

Wir kommen an. Das Tor zur Ewaldi Community School öffnet sich, da sehen wir schon die Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrern auf der frisch gepflasterten Auffahrt zur Schulaula Spalier stehen. Wir steigen aus, ohrenbetäubender Einsatz der großen Trommeln, Kinder und Lehrer singen und tanzen afrikanische Lieder und Tänze mit ausgelassener Begeisterung und vollem Körpereinsatz. Diese Faszination drückt sich bei uns zunächst in geballtem Kameraeinsatz aus. Aber dann gehen wir durch dieses Spalier der begeisterten afrikanischen Kinder in ihren Schuluniformen. Mir geht es wie vielen von uns: von Gefühlen hilflos überwältigt versuche ich Tränen der Rührung und dankbarer Freude zu unterdrücken, aber das gelingt nicht wirklich. Wir sind angekommen und mittendrin. Herzlich heißen uns die Lehrer und Verantwortlichen willkommen. Auch die beiden deutschen Volontärinnen Sarah und Marie freuen sich auf unseren Besuch, sie sind uns in den kommenden Tagen eine willkommene Hilfe. Ein Imbiss ist für uns in der großen überdachten Schulaula vorbereitet. Jeden Tag werden wir dort mit Matooke, Gingerwasser und weiteren Köstlichkeiten verpflegt. Immer gehört auch Ananas und Melone dazu. Wir werden durch die Anlage geführt. Die Schulklassen mit der angrenzenden Schulbücherei, den künftigen Kindergarten, der noch gestrichen und eingerichtet werden muss, die Internatsräume mit vielen Schlafräumen ohne Türen, hell gestrichen und noch farblos. Direkt dahinter wurden vor ein paar Jahren die Trenntoiletten gebaut, davor die Wasserpumpstation und in der Nähe die unterirdische Energiespeicheranlage. Fotovoltaikplatten sind auf dem Dach des Schlafhauses montiert.

Auf dem niedrigen Blechdach der Akkustation trocknen Kinder ihre gesammelten großen, afrikanischen Ameisen um sie anschließend als Delikatesse zu verspeisen. Die beiden Volontärinnen und auch mehrere aus unserer Gruppe konnte ich ermutigen, diese getrockneten Tiere zu probieren. Sie sind genießbar und schmecken anscheinend. Niemand verzieht das Gesicht. Dann sind wir im Kindergarten, der in Wirklichkeit schon eine Vorschulklasse ist. Angrenzend der Nähmaschinenraum. Die Maschinen werden in nächster Zeit wieder auf Vordermann gebracht und über eine qualifizierte Betreuung nachgedacht.
Auf die Küche bin ich gespannt, haben wir uns doch vorgenommen, in den nächsten Tagen dort ein westfälisches Gericht zu zaubern: Möhreneintopf mit Mettwurstscheiben für bis zu 400 Personen. Das Kochhaus besteht aus 3 Räumen, zwei Lagerräumen und der nach allen Seiten luftdurchlässigen Küche. Das ist auch wichtig, wird dort doch auf offenem Feuer gekocht. 2 große Töpfe, a 250 Liter, vergleichbar mit den früher bei uns genutzten Manteltöpfen für die große Wäsche, in denen auch nach den Hausschlachtungen die frische Wurst gekocht wurde. Auch ein paar kleinere Kochstellen sehe ich. Wir sehen uns noch die kürzlich angelegten beiden Fischteiche an, in denen bald Tilapiafische gezüchtet werden sollen um zur ausgewogenen Ernährung der Kinder und Lehrer beizutragen. Was schon funktioniert, ist der Hühner- und Schweinestall der Schulanlage.
Die Volontärinnen, die jeweils für ein Jahr dort leben und sich für die Schüler engagieren, sind in einem eigenen Gästehaus untergebracht, wo auch wir unsere Materialkoffer lagern können und auch eine Rückzugsmöglichkeit für uns finden.
An den folgenden Tagen werden wir unsere Projekte umsetzen, die wir zu Hause geplant und vorbereitet haben:
PC-Schulung für die Lehrer: Jeden Tag saßen interessierte Lehrer mit den von uns mitgebrachten Laptops um Christian und Joachim, damit sie dieses Medium als Arbeitshilfe für sich und die Schule entdecken. Dazu schreibt Joachim: „Wir haben 18 Laptops mitgebracht. Im Vorfeld haben wir Wikipedia (ohne Bilder) heruntergeladen um einen Zugriff auf die Datenbank auch ohne Internetzugang zu ermöglichen. Zudem haben wir OpenOffice (kostenlose Software ähnlich zu Microsoft Office), Tipp10 (Lernsoftware für 10-Finger-Schreiben) und Gimp (kostenlose Software zur Bildbearbeitung) mitgebracht, installiert und erklärt.
Die Laptops sind zum einen für die Lehrer und sobald der Kindergarten umgezogen ist, auch für einen Computerraum für die Schüler.“

Backprojekt: Für den Martinsumzug der Kinder sollen ca. 700 Plätzchen gebacken werden. Dazu schreibt Madlen: „Ein deutsches Rezept in einem afrikanischen Land zu backen war wirklich sehr interessant. Insbesondere die Zubereitung und Verarbeitung des Keksteiges verlief schon auf einer ganz anderen Art und Weise, als wir es in Deutschland gewohnt sind. Die Zusammenarbeit mit den Kindern bereitete allen Gruppenmitgliedern große Freude. Alles in allem war es ein interessantes und schönes Projekt.“ Ohne Rühr- und Knetmaschine waren zahlreiche Kinderhände gleichzeitig in großen Schüsseln dabei, den Teig zu kneten, auszurollen und mit Hilfe der mitgebrachten Förmchen, Engel, Mond und Sterne etc. auszustechen und auf riesigen Backblechen zu verteilen, die sie mit ihren Händen vorher eingefettet haben. Derweil zündet Teacher Alex das Holz im Ofen des Backhauses an, das vor einigen Jahren von Bocholtern gebaut wurde. Die in Deutschland gewohnte Backtemperatur wurde nicht ganz erreicht, aber: Projekt gelungen.

Das Büchereiprojekt: Lesen und besonders das Vorlesen ist ein Grundbedürfnis bei allen Kindern. Dazu schreibt Brigitte in Absprache mit Christina: „Gemäß dieser Überzeugung reisten wir 2017 mit 80 Bilder-, Kinder- und Jugendbüchern  in den Koffern nach Nakaseke. In der liebevoll gestalteten Bücherei der Schule fanden diese ihren Platz in den fast leeren Regalen. Von dort haben sie  die Herzen der Kinder, der Lehrerinnen und Lehrer erobert. Die neue Lieferung von weiteren 90 Büchern in diesem Jahr wird schon sehnsüchtig erhofft und erwartet. Die Freude und Begeisterung  der Kinder ist riesengroß. Das Vorlesen eines Buches von Hexe Zilly und die dazu passenden Zaubertricks werden in allen Altersklassen zu bejubelten Erlebnissen. Zunehmend mutiger greifen die Kinder zu den neuen Büchern. Wir lesen gemeinsam in der Bücherei und draußen auf der Wiese im Schatten der Bäume. Die Kinder lauschen wissbegierig den Geschichten, sie erproben das selbstständige „Schmökern“ und Lesen, betrachten neugierig die farbig gestalteten Bilder, lachen über lustige Darstellungen, genießen das gemeinsame Zuhören und versuchen eigene  Vorstellungen zu Bild und Text zu formulieren. Der Kauf der vielen englischsprachigen Bücher in Deutschland wird hauptsächlich mit Spenden aus Dortmund finanziert. Der Erfolg des Büchereiprojekts ist eine große Freude und Bestätigung für alle, die dies möglich gemacht haben und ein Ansporn den Kindern zukünftig noch mehr attraktive Literatur zu bringen.“

Zu dem Büchereiprojekt gehört auch die Einführung des Erzähltheaters „Kamishibai“. Dazu schreibt Elisabeth: „Mit dem Bildkartenset „St. Martin“ habe ich die einzelnen Schulklassen besucht und zusammen mit den Kindern die Geschichte in Bildern angeschaut. Eine neue Art für die Kinder, frei zu erzählen, was auf den Karten zu sehen ist und was ihnen dazu einfällt. Der Erzähler sammelt ihre Gedanken und fasst die Geschichte zusammen. Kamishibai ist wie Fernsehen ohne Strom. Die Kinder machen begeistert mit. Weitere Bilderkartensets zu St. Nikolaus, Weihnachten, Ostern oder zu bekannten Bilderbüchern wie „Die Raupe Nimmersatt“, „Freunde“ oder „Das kleine Ich bin Ich“ haben wir den Teachern und Volontärinnen dort gelassen, die das Kamishibai auch für die abendlichen Vorlesestunden einsetzen möchten.“

Projekt „Malern im Schlafsaal“: Sarah schreibt: „Ein weiteres Projekt war die Flure der Schlafbereiche neu zu gestalten. Ca. die Hälfte der Kinder übernachtet in den Schlafräumen der Schule, da das Zuhause zu weit entfernt ist, die Kinder keine Familie mehr haben oder aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr in den Familien leben können. Daher war es unserem Projektteam besonders wichtig, dass die Flure gemeinsam mit den Kindern vor allem kinderfreundlich, gemütlich und fröhlich gestaltet werden, damit den Kindern ein klein wenig ein Gefühl von Zuhause gegeben wird. Die Idee bestand darin, farbige Silhouetten von Kindern in Spiel- und Freizeitsituationen an die Wände zu bringen und die Gedanken der Kinder in Form von Gedankenblasen zu visualisieren. Ein Motiv bilden beispielsweise zwei Kinder, die mit einem Ball spielen. In der Gedankenblase steht „Together we´re strong!“ Ein anderes Motiv zeigt zwei Mädchen, die gemeinsam mit den Händen ein Herz formen, mit den Gedankenblasen „Friends are important!“ und „Friends help us!“. In den Eingangsbereichen im Jungen- sowie im Mädchentrakt sind jeweils mehrere Kinder in Form von Silhouetten zu sehen, die die Hände in den Himmel halten und „Flowers, flowers, flowers!“ rufen, was in der Ewaldi Community School ein Zeichen des Willkommens und der Freude ist. Die Kinder aller Altersstufen hatten große Freude als Model zu stehen, die Silhouetten auszumalen und sich zu überlegen, was in den Gedankenblasen stehen soll, sodass sie nach getaner Arbeit richtig stolz auf ihre fertigen Kunstwerke schauten.“ Auch hier ein schönes gemeinsames Engagement von Kindern, Teachern und mehreren Malern aus unserer Gruppe.

 

Das Kita-Projekt mit Renate, Jutta, Hannelore, Steffi und Kati: „Beim Kita Projekt hat mich die Begeisterung und das Interesse der Lehrer so berührt. Es war so schön dass wir voneinander lernen konnten. Wir durften unsere Ideen aus Deutschland zeigen und sie haben uns ihre Kindergartenarbeit vorgestellt. Es war ein schönes Miteinander auf gleicher Augenhöhe. Viel Freude hatten wir natürlich auch im Umgang mit den Kindern die aufgeregt auf unser Spielmaterial zugegangen sind.“

Ede und Günter bauen ein Kletterturm für den neuen Kindergarten. War es die Idee ihrer Frauen, Jutta und Renate? Abenteuerlich in Afrika. Plötzlich sind die beiden Männer verschwunden. Mal eben Kanthölzer und Schrauben kaufen fahren mit William. Viele Stunden später und um Erfahrungen reicher sind sie wieder da. Von wegen mal eben in den Baumarkt. Nein, zum Holzhändler. Der sucht passende Baumstämme aus und ruck zuck sägt er daraus mit einer Kettensäge Vierkanthölzer. Ein Eisenhändler zersägt ihnen LKW-Federblätter, die später einbetoniert werden, um dem Gestell Halt zu geben. Alte Autoreifen werden zwischen die Hölzer geschraubt, fertig! – nur nicht so schnell und einfach, es fehlen ja noch die Schrauben. Aber fragt die beiden selbst!

Das Kochprojekt: westfälische Küche „Möhren-Kartoffeleintopf mit Mettwurst“ für 350 bis 400 Personen. Eine Herausforderung: 75 kg Kartoffeln, 75kg Möhren, 150 Zwiebeln, 5 Gläser Gemüsebrühe, 2 Becher Butterschmalz und 80 Mettwürste. In den Schäl- und Schnibbel- stuhlkreis, bestehend aus ca. 10 Kindern und etwa 10 Mitglieder unserer Gruppe werden 2 bis 3 Schubkarren Kartoffeln auf eine Plane gekippt, und es geht los, die Schalen auf den Boden, die geschälten und in der Hand gewürfelten Kartoffeln in ein riesiges Wasserbecken. Anschließend die Möhren. Aber was macht man, wenn bei weitem noch nicht genügend Möhren da sind – die Möhren kommen 13.20 Uhr, obwohl um 13.00 Uhr gegessen werden sollte? Mit afrikanischer Gelassenheit miteinander quatschen und halt später essen. Wo ist das Problem? Alles klappt. Alle Zutaten köcheln im 240 Litertopf über dem Feuer. Die kleingeschnittenen Würste braten wir peu à peu in einer Wokpfanne an, die auf der Glut in einer Autofelge (= Grill) steht. Jetzt essen zunächst die muslimischen Kinder wurstfreien Möhreneintopf. Als ich dann die angebratenen Wurstscheiben in den Möhreneintopf kippe, bricht unter dem ugandischen Küchenteam ein Jubelschrei aus. Ab jetzt gibt es Möhreneintopf mit Mettwursteinlage. Mit einem Litergefäß wird großzügig ausgeteilt. Aber, die Wurst wird von vielen zur Seite gelegt. Ich bin irritiert. Später aber sehe ich, wie sie genüsslich, quasi als Nachspeise, genossen wird. Alle werden satt, der Topf ist bis zur letzten Möhrenscheibe geleert, ich bin glücklich.

 

Der Spieletag in der Ewaldi Community School: Bei Sarah können die Kinder mit Hilfe von Hannelore und Ulla helle Stofftaschen mit den eigenen bemalten Handflächen bedrucken und mit weiteren Pinselstrichen in ein Tier umgestalten.
Ede und Günter sind die Motivatoren beim Torwandschiessen. Für jedes Tor bekommt der Schütze oder die Schützin eine Glasperle. Jungen und Mädchen stehen bei ihnen Schlange.
Jutta und Renate helfen den Kindern, Filztaschen zu basteln.
Bei Jessica können Armbänder mit Schmuckperlen gefertigt werde.
Bei Kathi, Steffi, Jessica und Lea können die Kinder ihr Gesicht mit tollen Ornamenten und Figuren bemalen lassen.
Jochen, Markus und Michael organisieren ein Fußballspiel “Lehrer gegen Schüler“.
Brigitte und Christina sitzen auf dem Gras, haben immer eine Traube Kinder um sich und lesen ihnen spannende Geschichten vor. Dabei benutzen sie auch die beiden Kamishibai, die Erzähltheater. Auch Elisabeth macht den Kindern so die Kleine Raupe Nimmersatt zum Erlebnis. Anschließend basteln die Kinder mit ihr Lesezeichen.
Jetzt beginnt auch das dritte Projekt des Koch- und Backteams: „Fruchtspieße“. 400 Holzspieße aus unserem Materialkoffer werden durch viele Hände unseres Teams zu leckeren Fruchtspießen. Bananen, Ananas und Melonen werden in Stücke geschnitten und aufgespießt. Welche Freude bei Kindern und Erwachsenen an diesem fruchtigen Genuss. Dazu muss das Fußballspiel extra abgepfiffen werden, damit die Bananenstücke nicht braun werden.

Der Martinszug gehört beim Besuch der Bocholter bereits zur Tradition. Ein Projekt von Kathi, Steffi, Ulla und Jessica für etwa 300 Kinder. Mit ihnen basteln sie in begeisterten Workshops kunstvolle Laternen mit echten Kerzen als Lichtquelle. Die bekannten Martinslieder – in englischer Fassung – singen die Kinder kräftig mit. Nach einem Martinsspiel im Innenhof der Schule und anschließendem Genuss der Plätzchen vom Backteam geht’s los bis ins Nachbardorf. Unterwegs wird es schnell dunkel und es wird ein stimmungsvoller Lichterzug, der auch die Menschen vor ihren Hütten fasziniert. Gefühlte zwei Stunden sind wir unterwegs.

Als besondere Aktion im Zeichen des Umweltschutzes ist eine Müllsammelaktion von Schülern aus verschiedenen Schulen mit uns deutschen Gästen geplant. Wir fahren ins Nachbardorf, wo den SchülerInnen Hacken und eine Art Buschmesser, natürlich auch Müllsäcke in die Hand gegeben werden. Die Anwohner kriegen große Augen, einige Straßenhändler sind dankbar, dass wir ihren Müll entsorgen. Zieht man eine Plastiktüte aus der Sandstraße, kommt gleich noch eine darunterliegende Plastikflasche oder ein Flipflop hinterher. Die Aktion ist ein voller Erfolg, der Bürgermeister bedankt sich bei allen Akteuren und wir alle hoffen auf Nachhaltigkeit.

An einem Tag haben wir die Möglichkeit, einige Familien der Patenkinder zu besuchen. Sie wohnen oft in Hütten, die nur zu Fuß erreicht werden können. Überall, wo wir gerade sind, tauchen aus allen Richtungen zahlreiche Kinder auf, die neugierig interessiert und immer lächelnd und winkend gute Stimmung verbreiten, trotz aller Armut und der einfachen Lebensverhältnisse. Der Vorsitzende der Community, der uns begleitet, macht die Schulleitung, bzw. Steven immer wieder auf schwierige familiäre Situationen der Kinder aufmerksam, damit diese möglichst von der Ewaldi Community School aufgenommen werden. Externe SchülerInnen laufen teilweise täglich bis zu 2 Stunden zur Schule und wieder zurück. Dieser Tag wirkt in besonderer Weise nach. Das Schulprojekt überzeugt von vorne bis hinten.

 

 

Projekt „Video und Fotodokumentation“: Viele von uns halten zahlreiche Szenen mit ihrem Smartphone oder ihrer Kamera fest. Unsere Fotografen Jessica und Markus kümmern sich um eine Videodokumentation mit kurzen Filmsequenzen und haben unseren Wunsch im Hinterkopf, aus den ausdruckstarken Bildern einen Jahreskalender zu erstellen, dessen Erlös dem Ewaldi-Children-Education-Fund zu Gute kommt.

Abendgebete der SchülerInnen mit Lehrerin Edrin. Eher zufällig werde ich auf das tägliche Abendgebet der Schülerinnen und Schüler aufmerksam. Alle Kinder knien auf dem mit Betonsteinen gepflasterten Innenhof der Schule und beten im Wechsel mit Teacher Edrin den Rosenkranz. Wir sind überrascht und berührt.

Ja, und dann wird natürlich das „10-jährige Jubiläum der Ewaldi-Community-School“ gefeiert. Als vor zehn Jahren, im Oktober 2008, der Gundstein gelegt wurde, konnte André Bösing nicht ahnen, welche Dimensionen das Projekt einmal annehmen würde. Die Schule umfasst inzwischen ein Internat, einen Kindergarten, eine Grundschule und eine berufsbildende Schule. Monatelang hat sich die Schule auf diesen Tag vorbereitet, Gebäude gestrichen, Wege verschönert und zuletzt Zelte und eine große Bühne aufgebaut. Viel Prominenz, wie der Bildungsminister, Vertreter des Bischofs sowie geladene Gäste unterstreichen die Bedeutung des Anlasses. „Es ist ein erhebendes Gefühl, die Früchte der Arbeit vor diesen Menschenpräsentieren zu können“, sagt André Bösing. Besonders hebt er hervor, dass das Projekt nicht durch besonders hohe finanzielle Zuschüsse den guten Standart erreicht hat, sondern dank einer besonders guten Zusammenarbeit zwischen Uganda und Deutschland. Dafür stehen Steven und Annet in Uganda, und André Bösing mit Caroline Hanke und dem Eine-Welt-Kreis Bocholt gerade. Im Anschluss an die Feier mit Freudentänzen während des Gottesdienstes, weihen der ugandische Bildungsminister und Pfr. Hans Hasken das neue Schlafhaus und den neuen Kindergarten ein. ( dieser Text ist dem Stadtkurier Bocholt zum großen Teil entnommen.) Zum anschliessenden großen Festessen wurde hinter der Küche am Vortag extra eine Kuh geschlachtet.

Nach einer bewegenden Verabschiedung in der Schulaula von den Kindern, feiern wir noch eine Gartenparty mit allen Lehrern und Engagierten. Dazu werden extra zwei Ziegen geschlachtet und auf dem Kohlenfeuer gegrillt. Wir tanzen froh gelaunt miteinander und genießen diese Gemeinschaft. Herzlich, und in aller Freundschaft nehmen wir für 2018 Abschied.

Jetzt heißt es, wieder emotional herunterkommen. Wir fahren dazu in den Murchison Falls Nationalpark. In kleinen Hütten oder Zelten quartieren wir uns für 2 Nächte ein. Ein Spaziergang ist es von dort zum Weißen Nil mit seiner beeindruckenden Breite. Am anderen Ufer beginnt der Teil es Nationalparks, den wir erleben wollen. Morgen früh beginnt unsere Safari. Abends wird es schnell dunkel. Warzenschweine durchqueren unser Camp und dann kommen sie: Gloria mit ihrer Tochter. Es sind zwei kräftige Hippos = Nilpferde, die wohl jede Nacht den Rasen des Camps kurz halten. Noch im Bett hören wir sie vor dem Fenster grasen.
Am nächsten Morgen, noch vor Sonnenaufgang machen wir uns auf zur Fähre, die uns und unseren Bus über den Nil bringen wird. Die Sonne geht fasziniert golden auf. Wir bekommen noch den Hinweis, am anderen Ufer keine Provianttüten in der Hand zu halten, sie seien ein gefundenes Fressen der Affen dort. Es wird hell und Elisabeth lässt sich von dem Hinweis nicht beirren. Kaum hat sie den Bus mit der Provianttüte für ihre Tochter verlassen, verfolgt sie ein Pavian. Er ist einfach schneller und entwendet blitzschnell den Inhalt der Tüte. Ede schießt das Foto des Tages.
Die Weite des Nationalparks mit seiner Tiewelt beeindruckt: Gazellen, Büffel, Giraffen, Elefanten, Warzenschweine, Affen, Hippos und verschiedene Vogelarten. Von weitem ist ein Leopard zu sehen, der träge auf dem Ast eines Baumes ruht. Trotzdem spüren wir, dass der Höhepunkt unserer Reise die Begnungen mit den Kindern und Lehrern der Ewaldi Community School war. Wir fahren noch mit einem Boot den Nil rauf bis zu den Nilfällen.

Beeindruckend, wie sich ein Regenbogen in den tosenden Wassermassen bildet. Unterwegs sehen wir zahlreiche Hippos, die sich im Wasser suhlen und andere Wildtiere am Ufer, hin und wieder auch beeindruckend lange Krokodile, sie sich bei unserem Anblick ins Wasser schieben.
Dann sind die Koffer gepackt und wir fahren nach Kampala zum Craft-Mark, um letzte Geschenke oder Erinnerungen zu kaufen. Da wir erst um Mitternacht am Flughafen in Entebbe einchecken müssen, laden uns Steven und Annet noch in ihr Privathaus nahe Kampala ein. Bei einem kleinen Gartenfest werden wir überhaus gastfreundlich bewirtet. Wir freuen uns, dass die beiden mit Lehrerin Edrin im November nach Bocholt kommen. Am 25. November wollen wir dort das Jubiläum mit vielen Gästen feiern. Die drei Gäste aus Uganda planen, mehrere Schulprojekte zu besuchen, die neue Impulse für die pädagogische Arbeit dort geben können. Ein Wiedersehen unter Freunden!
Walter Blenker