Mein Name ist Katja Prelle, und ich möchte an dieser Stelle gerne zusammenfassen, was ich zusammen mit 25 Mitreisenden Anfang Oktober 2023 an der Ewaldi Community School im Nakaseke District nördlich von Kampala erlebt habe.
Mein Fokus lag auf dem Projekt „Etablierung einer Soldatenfliegenfarm“, welche Futter für die an der Schule für die Versorgung der Kinder gehaltenen Hühner, Fische und Schweine liefern soll. Für dieses Projekt war der Bau von zwei neuen Gebäuden nötig. In einem werden die verschiedensten Larve-/Madenstadien mit organischem Abfall (Kartoffel-schalen, Gemüse- und Essenresten, etc. ) gefüttert und großgezogen. Im anderen Gebäude, welches zu unserem Aufenthalt noch nicht fertig war, wird der Abfall gelagert und aufbereitet, bzw. werden die Netzkäfige (sog. Love cages) mit den erwachsenen Fliegen aufgestellt. Es handelt sich um eine Kreislaufwirtschaft, ganz neu an der Schule etabliert, und von dem extra dafür eingestellten, erfahrenen Mitarbeiter Kenneth betreut.
Es gab natürlich Startschwierigkeiten (Schmeissfliegen, fehlende Siebe, zu wenig Eiablageklötzchen, keine Waagen für die geernteten Eier, etc.), und ich hatte zuerst ein schlechtes Gewissen, die Verantwortlichen vielleicht mit einem zu großen Projekt überfordert zu haben, oder viel Geld verwendet zu haben, was an anderer Stelle für den täglichen Unterhalt der Schule vielleicht besser eingesetzt worden wäre. Aber mittlerweile, auch dank eines Kontaktes aus Nigeria, läuft die Fliegenzucht und die Maden-produktion sehr gut. Es konnten schon mehr Käfige besetzt werden, es wurde eine Hackmühle für die Aufbereitung des Bioabfalls angeschafft, und die größeren Schüler unterstützen bei den täglichen Routinearbeiten und lernen gleichzeitig das System verstehen. Die schuleigenen Hühner, Fische und Schweine konnten schon die ersten Maden verspeisen. Jetzt fehlt es noch an einem Solartrockner, um die Maden zu konservieren und damit lagerfähig zu machen, so dass sie in naher Zukunft auch an die umliegenden Kleinbauern als Proteinfutter für deren Tiere abgegeben werden können.
Daneben gab es noch weitere Projekte, u.a. einen 1. Hilfe-Kurs für Lehrer und Schüler. Neben den ernsten Übungen gab es viel zu lachen beim gegenseitigen Puls ertasten, der stabilen Seitenlage und dem Verbinden. Wir konnten der Dorfgemeinschaft sogar einen gespendeten Defibrillator übergeben.
Die Erweiterung der vorhandenen PV-Solaranlage mit neuen Speicher-batterien und aus Deutschland via Internet zu steuernden Wechselrichtern sorgt zukünftig für autarke Stromversorgung. Bis vor kurzem gab es kein stabiles Stromnetz an der Schule. Sobald es in Uganda gewittert (in der Regenzeit ca. 2x täglich), wird in einzelnen Distrikten aufgrund von Kurzschlüssen in den Überlandleitungen der Strom komplett abgeschaltet. Allein während unserer Tätigkeit an der Schule haben wir mehrfach komplette, stundenlange Blackouts erlebt. Durch die PV-Anlage mit eigenem Speicher ist die Schule bis zu 8h/Tag autark bzw. können die Speicher geladen werden.
Im bereits rudimentär vorhandenen IT-Raum wurden die veralteten und heruntergekommenen Laptops aus 2019 durch mitgebrachte neue Geräte ausgetauscht. Über einen neu installierten SIM-Karten-Router ist nun auch ein permanenter Internetzugang für Schüler und Lehrer möglich. Der Raum wurde durch selbstgemalte Plakate mit Tipps und Tricks verschönert.
Die Informationen der AG Frauenhygiene/Sexualaufklärung werden hoffentlich für die jungen Mädchen eine Unterstützung und Grundlage für den persönlichen Lebensweg sein. Es wurden sog. Monatsarmbändchen gebastelt, die den Mädchen die Tage ihrer Regelblutung bzw. die fruchtbaren Tage vorhersagen. Der mitgebrachte Moltonstoff soll für die Herstellung von waschbaren, wieder verwendbaren Monatsbinden dienen. Diese Hygieneartikel stehen den Mädchen normalerweise nicht zur Verfügung, weshalb sie während der Zeit ihrer Monatsblutungen nicht am Unterricht teilnehmen können. Leider durften wir den Schülern nichts über Verhütung und den sinnvollen Einsatz von Kondomen, auch bei der Vermeidung von übertragbaren Geschlechtskrankheiten, erzählen, da es per Staatsdekret keinen Sex vor der Ehe gibt, und bei Verheirateten per Katholizismus nicht verhütet werden soll. Aber aufgrund der guten Gesundheitsversorgung in Uganda ist die Kindersterblichkeit deutlich zurückgegangen, weshalb das Verbot von Verhütung meiner Meinung nach nur die Überbevölkerung unterstützt.
Während unseres Aufenthaltes wurde wie jedes Jahr die kleine Schul-bibliothek mit neuen (Bilder-)Büchern erweitert, die begeistert von den SchülerInnen im Garten „studiert“ wurden. Das Vorlesen in den Klassen war immer sehr lustig (und laut), und selbst der Schuldirektor war von den bunten Büchern völlig fasziniert.
Außerdem wurden die Bedingungen im Nähraum verbessert: zusätzliche Glühlampen spenden mehr Licht, Scheren erleichtern die Arbeit und viele Webrahmen erweitern das Lernangebote.
Nicht zuletzt haben wir zusammen mit den Schülern der Ewaldischule und der benachbarten staatlichen Schule entlang des Weges zwischen den beiden Schulen und rund um die Schulwiese der Nachbarschule 150 Obst- und Schattenbäume als CO2-Ausgleich für unsere Flüge gepflanzt, eine sehr verbindende Aktion.
Insgesamt waren alle sehr dankbar für die mitgebrachten Dinge und Spielsachen aus Deutschland. Aber auch der Martinszug, das Kinderschminken, Plätzchen- und Pizzabacken sowie wieder der Obsttag waren für die Kinder wunderbare Abwechslungen.
In Uganda ist der Unterricht wie in Deutschland in den 60er Jahren: Kinder haben schon ab dem 3. Lebensjahr in der Babyclass Unterricht, der eigentlich immer aus Frontalunterricht besteht und teilweise von morgens 7:30 bis abends 21:00 Uhr mit Pausen geht. Dieser besteht vor allem aus viel Auswendiglernen, Aufsagen in Gruppen und einem äußerst autoritären Lehrstil. Der teilweise von uns übernommene Unterricht, während die Lehrer in 1-Hilfe geschult wurden, hat gezeigt, wie wissbegierig die Schüler sind und wie essenziell es ist, den Horizont der Kinder zu erweitern. Ich selbst habe während einer Stunde Sozialpolitik-Unterricht auch Fragen wie z.B. „Wie bekomme ich die deutsche Staatsbürgerschaft“ und „Wie kann ich nach Europa einwandern“ mit den Siebtklässlern diskutiert.
Es ist noch sehr viel zu tun, z.B. können nicht alle Kinder, die es nötig hätten, aufgenommen werden. Die Kosten für den Unterhalt der Kinder und der Schule sind wie überall auf der Welt gestiegen. Immer notwendiger werden Instandsetzung, Reparatur, Anstrich z.B. der Gebäude, neue Elektroinstallation. Die staatliche Aufsicht fordert zahlreiche Auflagen z.B. einen Zaun rund ums Gelände, Veränderung der Schlafsaalsituation: Jungen und Mädchen müssen in getrennten Gebäuden untergebracht werden, nicht nur auf getrennten Etagen, etc. …
Es gab zahlreiche Herausforderungen und kulturelle Differenzen, gegenseitig nicht erfüllte Erwartungen, aber wir haben definitiv einen Mehrwert geschaffen. Die Menschen in Uganda sind sehr freundlich und trotz vieler Probleme unglaublich lebensfroh. Der Kontakt mit den Kindern und die intensiven Gespräche mit den Lehrern und Schulleitern machen diese Reise beindruckend und nachhaltig, eine Erfahrung, die keiner der Mitreisenden missen möchte!
Vielen Dank für vergangene und zukünftige Spenden und das Interesse, in diesem Sinne…. Bulungi (Tschüss in Luganda)